18. Geburtstag.
Mein letztes Kind wird volljährig.
Motivation, die Garage und den Keller aufzuräumen – denn dort (und durch den Keller) soll die Party stattfinden. Man wünscht sich das Beste – ein unvergessliches Erlebnis für das eigene
Kind.
Und am Ende kämpfe ich mit meiner eigenen Vergangenheit.
Fangen wir von vorne an: Ich weiß nicht, ob ich etwas Falsches gegessen hatte oder ob es einfach zu viel Stress war – jedenfalls musste ich in der Nacht vor dem Geburtstag meiner Tochter
ununterbrochen erbrechen.
Am eigentlichen Tag ging es mir richtig schlecht. Ich konnte kaum aufstehen.
Neben dem eigenen Frust und der Enttäuschung, ihr keinen schönen Geburtstag ermöglichen zu können, war ich zumindest erleichtert, dass ich im Vorfeld alles vorbereitet hatte.
Die Deko in der Garage haben dann meine Tochter und ihre Freundin übernommen.
Am nächsten Tag, als es mir etwas besser ging, konnte die große geplante Party starten.
Alle freuten sich – auch ich.
Freunde kündigten an, mit der „coolen Jessica“ einen trinken zu wollen.
Ich hatte mich darauf gefreut.
Die Realität sah anders aus: Ich bin eben mehr als doppelt so alt.
Manche haben ein anderes Verhältnis zu ihren Eltern – sie fühlten sich bei Aussagen oder Verhalten "ertappt" wenn sie mich sahen. Auch wenn man bei mir offene Türen einrennt, verstehe ich, dass
manche es vielleicht doch nicht gewohnt sind, mit einer erwachsenen entspannt zu feiern und sie das machen dürfen, worauf sie Lust haben.
So habe ich mich entschieden, mich zurückzuziehen. Ich gab meinen Kindern und allen Gästen ihren Raum.
Anfangs versorgte ich alle mit Getränken und Cocktails, achtete später nur noch wie eine "spießige" Erwachsene, wie die Polizei, auf die Uhrzeit –
ab Mitternacht durfte niemand mehr im Garten sein, wegen der Nachbarn.
Um drei Uhr drehte ich die Musik leiser, so haben wir es unseren Nachbarn per Brief versprochen.
Während alle feierten, räumte ich nach 0h schon mal still, im Dunkeln, den Garten auf.
Da saß ich nun – allein, im Dunkeln.
Mit dem Wunsch, selbst feiern zu dürfen und gleichzeitig dem Gefühl: "Einer muss ja erwachsen sein und die Verantwortung übernehmen"
Beide meiner Kinder hatten einen wunderschönen, ausgelassenen, verantwortungslosen Abend – und das gönne ich ihnen von Herzen.
Ich finde es so schön, dass sie losgelöst feiern konnten.
Frei. Unbeschwert. Ohne Angst oder Verantwortung.
So etwas hatte ich nie.
Vielleicht ist es genau das, was mir das Loslassen manchmal so schwer macht.
Nicht von Menschen oder Dingen –
sondern auf eine viel subtilere Weise.
Bei mir zeigt es sich über den Körper.
Über Kontrolle.
Mein früherer Zwang zur Ordnung – der ist losgelassen.
Aber spätestens beim Osteopathen merke ich:
Ich versuche immer noch, meinen Körper zu kontrollieren.
Festhalten. Spüren. Anspannen.
Irgendwie alles gleichzeitig.
Meine Osteopathin bittet mich, loszulassen, locker zu werden, damit sie mich einrenken kann.
Ich merke, wie es mir nicht gelingt, und sage zu ihr:
„Ich habe meinem Kopf die ganze Zeit gesagt, er soll locker lassen und sich entspannen.“
Sie antwortet:
„Dass du es deinem Kopf sagen willst, ist ja auch schon eine Form von Kontrolle.“
Und sie hat recht.
Ich besitze die Kontrolle über meinen Körper –
was im ersten Moment vielleicht gut klingt,
aber nicht, wenn ich es nicht schaffe, mal loszulassen.
Nicht einmal beim Zahnarzt.
Und das, obwohl meine Zahnärztin mir immer wieder sagt:
„Wenn du locker lässt, tut es weniger weh.“
Mir ist das bewusst. Und ich erfahre auch, dass sie recht hat.
Trotzdem muss ich fünfmal tief in mich hineinatmen,
um mich für eine Minute zu entspannen –
nur um dann wieder zu bemerken, dass ich erneut anspanne.
Bei der Meditation „beherrsche“ ich meine Gedanken.
Ich denke darüber nach, nichts zu denken –
und finde selbst den Gedanken über das Nichts amüsant.
Was mir wiederum zeigt:
Ich kontrolliere selbst meine Gedanken
und denke gleichzeitig über das Denken nach.
Zurück zu dem Tag ;)
Nach kaum drei Stunden Schlaf begann ich, die Garage aufzuräumen.
Als alle (3 blieben über Nacht) aufwachten und frühstückten, war schon wieder alles sauber.
Mein verletztes inneres Kind betrachtete die Geschenke meiner Tochter – und weinte. Erst innerlich, dann ganz offen.
Denn ich habe gelernt, meine Gefühle zuzulassen, aus Traurigkeit oder Freude. In meinem Fall waren es beide Gefühle.
Aus Freude, weil meine Tochter so tolle Freunde hat.
Weil sie von so vielen als „beste Freundin“ bezeichnet wird.
Weil sie echte Wertschätzung erfährt.
Mein Herz ist voller Stolz – und gleichzeitig voller Traurigkeit- denn in dem Alter hatte ich nur eine Freundin und ich glaube, sie nannte mich nicht mal ihre „beste
Freundin“.
Nur ich sie.
In vielen der Briefe an meine Tochter steht, dass sie ein Leben lang befreundet bleiben wollen.
Wir wissen alle, wie schwer das umzusetzen ist –
und doch glaube ich bei diesen Mädchen, dass sie es schaffen.
Weil ihre Freundschaften auf echter Loyalität und Vertrauen basieren.
Zwei Dinge, die ich in meinem Leben nie erfahren habe –
außer von meinen eigenen Kindern.
Aber nie von einem echten Freund.
Ja, ich bin traurig.
Ich lasse meine Gefühle raus.
Ich wasche mein Gesicht – lasse meiner Tochter an dem Tag nichts anmerken
und weiß: Entweder werde ich eines Tages auch mal solche Menschen treffen oder ich habe es mir ausgesucht, mein Leben allein zu meistern.
Unterm Strich bekomme ich das ziemlich gut hin, denn wer selbst keine Loyalität erfahren hat und trotzdem loyale Kinder großzieht,
hat offenbar einiges richtig gemacht.
Also ja – ich weine. Bitterlich.
Weil mir das Leben das nicht geschenkt hat.
Aber ich bin zutiefst dankbar, dass ich es meinen Kindern schenken konnte.
Und ich hoffe, sie dürfen es ihr ganzes Leben lang erfahren.
Meine Sehnsucht lebt in ihnen weiter.
Und das macht mich glücklich.
Ich bin nicht wie meine Mutter – voller Neid und Missgunst.
Ich bin einfach traurig.
Und gleichzeitig voller Gefühl, Liebe und Dankbarkeit.
Vielleicht besteht das Leben nicht nur darin, selbst alles zu erleben –
sondern auch darin, sich mitzufreuen.
Mitfühlen zu dürfen.
Und anderen von Herzen etwas zu gönnen.
Also – wenn dir etwas im Leben fehlt, und du jemanden kennst, der genau das gefunden hat:
Freu dich mit ihm.
Es zeigt dir, dass es möglich ist.
Vielleicht hast du dir genau diese Erfahrung ausgesucht –
um in einem anderen Leben eine andere Rolle zu spielen.
Glaubst du an ein weiteres Leben?
Und was fehlt dir in deinem?
Lass gern ein ❤️ wenn du meine Gedanken verstehen kannst oder ähnliches kennst.
Es ist schön zu wissen, wenn man nicht allein ist, auch wenn ich mit dem Allein sein kein Problem habe.
Danke.❤️
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Mareen (Samstag, 24 Mai 2025 21:34)
❤️
Julia (Montag, 26 Mai 2025 14:20)
❤️